Aus: DER TAGESSPIEGEL
Artikel vom 15.01.2000 / Nr. 16 934 HAUS, BAU & GARTEN
Schlüsselfertiges Bauen
Unterlagen taugen selten zur Beurteilung eines Hauses / Untersuchung
der Verbraucherverbände und Warentest
VON VOLKER LEHMKUHL
Schlüsselfertig bauen ist nicht so einfach wie es klingt. Unvollständige
Preise, fehlende Informationen und falsch berechnete Werte machen Hauskäufern
das Leben schwer, wie die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände
(AgV) herausgefunden hat.
Schlüsselfertig bauen klingt so einfach: Haus aussuchen, ein paar Ausstattungsdetails
klären, Vertrag unterschreiben und zum festgelegten Termin und garantiertem
Festpreis einziehen. So suggerieren es Werbung und Verkaufsprospekte vieler
Anbieter. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie die Arbeitsgemeinschaft
der Verbraucherverbände zusammen mit der Stiftung Warentest in einer aufwendigen
Untersuchung herausgefunden hat.
So taugen die von den Anbietern zur Verfügung gestellten Unterlagen nur
selten für eine ausreichende Beurteilung der Häuser. Häufig wird die Wohnfläche
falsch berechnet oder der Wärmeschutznachweis wird Interessenten entweder
gar nicht oder nur nach Vertragsunterzeichnung ausgehändigt. Selbst auf
den angeblichen Festpreis können sich Hauskäufer nicht verlassen. Bei
allen untersuchten Angeboten kamen noch weitere Kosten hinzu. Manchmal
waren nicht einmal alle Baukosten im "Festpreis" enthalten, geschweige
denn alle Planungsleistungen, die Kosten für die Baustelleneinrichtung
oder für die Erschließung mit Straßen, Wasser und Stromleitungen. Auch
das Prädikat Niedrigenergiehaus hält nicht immer, was es verspricht. Denn
nicht alle so gepriesenen Häuser halten auch den um 25 Prozent geringeren
Energieverbrauch gegenüber der geltenden Wärmeschutzverordnung ein.
Unklare Punkte prüfen
Bei Eigenleistungen gilt es besonders aufzupassen. Denn die gewährten
Nachlässe entsprechen manchmal nicht annähernd der eingesparten Arbeitsleistung.
Zum Beispiel, wenn für die kompletten Malerarbeiten nur 2000 Mark vergütet
werden. Die Verbraucherschützer raten Kaufinteressenten denn auch, alle
unklaren Punkte vor Vertragsunterzeichnung genau zu prüfen und durch Nachfragen
zu klären. Zum Beispiel, ob die angegebenen Quadratmeterzahlen für Wohn-
und Nutzfläche richtig berechnet wurden. Oder ob Konstruktion, Wärmedämmung
und Schallschutz der Außenwände den Erfordernissen und Ansprüchen genügt.
Auch wenn Fristen für den Baubeginn oder die Fertigstellung vereinbart
werden, sollten Hauskäufer hart bleiben. Denn die in den Verträgen häufig
genannten Nachfristen von vier bis sechs Wochen können den Einzugstermin
deutlich hinausschieben, ohne dass der Anbieter einen Schadensersatz (zum
Beispiel die zuviel gezahlte Miete) erstatten muss.
Bei der Gewährleistung sollten Baufamilien unbedingt auf eine Garantie
von fünf Jahren nach den Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches achten.
Denn gerade Bauschäden treten häufig erst auf, nachdem die nur zweijährige
Gewährleistung nach VOB (Verdingungsordnung für Bauleistungen) bereits
verstrichen ist.
Fazit: Hauskäufern bleibt es auch bei schlüsselfertigen Angeboten nicht
erspart, sich um knifflige Details selbst zu kümmern, wenn sie im schlimmsten
Fall nicht ihr blaues Wunder erleben wollen. Damit Kauf oder Bau eines
Hauses dennoch möglichst stressfrei ablaufen, hat die AgV einen Ratgeber
erstellt, der die untersuchten Häuser beschreibt und wertvolle Hinweise
zum Vergleich mit dem eigenen Angebot bietet. Außerdem enthält die Broschüre
zahlreiche Hinweise auf mögliche Mängel und Fallstricke. Zwar werden Baufamilien
damit nicht zum Bauprofi. Aber die wichtigsten Stolpersteine beim Bauen
und beim Vertragsabschluss können bereits im Vorfeld erkannt und beseitigt
werden.
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Der Ratgeber "Schlüsselfertig und massiv bauen" mit 228 Seiten kostet
29,90 DM incl. Porto und Versand und kann bestellt werden beim AgV-Broschürendienst,
Postfach 1116, 59930 Olsberg, Tel. 029 62/ 90 86 47, Fax 029 62 / 90 86
49 oder über das Internet: (www.agv.de).
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